Jezero - Yheser - Jesar - Kirch Jesar - eine kleine Reise durch die Vergangenheit
Vom obodritischen Ort am See zum Kirchdorf in der Südwestecke der Grafschaft Schwerin
982/983 finden bereits unter Heinrich I., Herzog der Sachsen und König des Ostfrankenreiches größere Eroberungszüge gegen die Slawen östlich der Elbe statt, die durch den großen Slawenaufstand 983 beendet werden.
Am 10. September 995 unterzeichnet Kaiser Otto III. eine Urkunde auf dem Stammsitz der Obodriten. Dies ist die erste urkundliche Erwähnung Mecklenburgs, dessen Name auf die sächsische Bezeichnung "Michelenburg" für den slawische Ringwall südlich von Wismar zurückgeht.
Um 1018 wird Schwerin, "Zuarin" = "Tierort, Tiergarten" in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburgin zum ersten Mal erwähnt.
Unter Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern kommen nach dem Sieg in den Wendenkreuzügen und Tod des Obodritenfürsten Niklot 1160 sächsische Adelige nach Mecklenburg, die im Auftrag ihres Lehensherrn als Lokatoren die Besiedelung des Landes mit deutschen Bauern organisieren. Nach der Einnahme der Burg "Zuarin", erfolgt unter Heinrich die Stadtgründung Schwerins, zeitgleich mit der Verlegung des Bischofssitzes von der Burg Mecklenburg hierher. Zum Statthalter wird Gunzelin von Hagen (1125/30-1185) eingesetzt, dem 1167 die Grafschaft Schwerin übertragen wird. Pribislaw, Sohn des Fürsten Niklot, wird als christlich getaufter Fürst von Mecklenburg Lehensmann und Schwager Heinrichs des Löwen. Aus der Vermählung von Heinrichs Tochter Mechthild mit Pribislaws Sohn Borwin entsteht das Haus Mecklenburg, das als Herrscherdynastie das Land bis 1918 regieren wird.
Die Neuordnung des Landes und der Verwaltung erfolgt nach sächsischen Maßgaben und bringt auch viele Bauern aus dem Gebiet des heilig römischen Reiches deutscher Nation in die Region, die als Kolonisten den Lockungen geringerer Abgaben und größerer Eigenverantwortung den neuen Herren folgen. Die von ihnen mitgebrachte bäuerliche Wirtschaftsweise ist mit dem eisernen Pflug, Dreifelderwirtschaft und die Nutzung von Wassermühlen zum Mahlen des Getreides bereits weiter und komplexer entwickelt als die der slawischen Landbevölkerung, die unter Einsatz hölzerner Pflüge und veralteter Anbaumethoden wesentlich geringere Erträge erzielten.
Es folgt eine Neuaufteilung des Bodens: Während auf den guten und ertragreichen Böden die Rittergüter entstehen, mit denen meist sächsische Adelige belehnt werden, verbleiben die kargen, sandigen Böden, die meist von feuchten, sumpfigen Niederungen durchzogen sind, im Hausbesitz oder
Domanium der Landesherrn, um als herrschaftliche Verfügungsmasse je nach Gunst oder Schuld des Herrschers immer mal wieder den Nutzniesser der Erträge zu wechseln. Daneben wird eine Vielzahl von Kirchen gegründet, ist doch die Landnahme auch unter der Fahne eines "Slawenkreuzzugs" erfolgt, die den heidnischen Slawen das Christentum und andere Segnungen aus den sächsischen Stammlanden bringen soll. Die ansässige slawische Bevölkerung wird je nach Herrschaft mehr oder weniger stark verdrängt oder vereinnahmt.So sind um 1230 sind von den 93 Ortschaften des benachbarten Wittenburger Landes nur noch vier von Slawen bewohnt: Viez, Gösslow, Scharbow und Setzin.
Das obodritische Bauerndorf Jesar liegt damals an dem namengebenden kleinen Landsee im Grenzland der ehemaligen slawischen Stammesgebiete der Obodriten, Polaben und Linonen, an denen sich auch die neue sächsische Herrschaftsverteilung orientiert: das Land westlich der Sude gehört zum Lande Wittenburg der Grafschaft Ratzeburg, das Land östlich der Sude und nördlich des Strohkircher Bach zur Grafschaft Schwerin, die Jabelheide südlich davon zur Grafschaft Dannenberg. Noch im 15. Jahrhundert liegt zwischen dem Unterlauf des Kraaker Mühlbachs und des Strohkirchener Bachs, der ehemaligen Jasnitz ein ausgedehntes weitgehend unbesiedeltes Waldgebiet, das wohl das alte Grenzland zwischen den ehemaligen Stammesgebieten und den späteren Grafschaften markiert.
In den typischen Rundlingsdörfer dieser Region wie auch in Jesar sind entsprechend der Anzahl der Hufen die Bauernstellen strahlenförmig um einen zentralen Platz mit den nach außen anschließenden Hofwiesen gruppieren. In Jesar waren dies ursprünglich 12 Bauernstellen. Die Ortsflur ist zu dieser Zeit deutlich größer mit dem im 18. Jahrhundert abgetrennten Teil von Sudenhof, der sich östlich der Sude befindet. Dass hier vermutlich nicht nur ein slawische Traditionen, Lebens- und Wirtschaftsweisen, sondern auch slawische Bauernfamilien unter sächsischer Botmäßigkeit fortleben, darauf verweist nicht nur die Fortführung der slawischen Ortsnamen sondern auch der hohe Anteil slawischer Familiennamen in den Bedeverzeichnissen und Hoflisten ab dem 16. Jahrhundert.
Die Dorfbewohner, die Land vom Grundherrn für Ihre Wirtschaft gepachtet haben, sind die Bauern, die auch Hauswirthe genannt werden. Je nach Größe des Landes unterscheidet man zwischen Vollhüfner, Halbhüfner und Viertelhüfner, die Kossaten oder Käther genannt werden. Daneben treten ab dem 17. Jahrhundert Büdner, die ein Haus und etwas Acker als Eigentum für ein Kaufpreis und einen jährlich zu zahlenden Grundzins erworben haben. Tagelöhner sind Arbeitskräfte der Hauswirthe. Soweit sie nicht auf dem Hof untergebracht sind, wohnen sie in einfachen Behausungen, den Kathen, und sie selbst werden als Kathenleute oder Kätner bezeichnet.
Für den Bauernstand ändert sich unter neuen Herrschaftsverhältnissen wenig. Sie erzeugen als Abhängige ihres Grundherrn mit harter Arbeit auf Hof, Feld, Wald und Wiese die Lebensgrundlage für die gesamte mittelalterliche Gesellschaft. Sie versorgen gegen Schutz ihres kärglichen Daseins gegen kriegerische Übergriffe und ihres Seelenheils gegen die weltlichen Versuchungen mit vielerlei Abgaben und Frondiensten Verwaltung, Adel und Geistlichkeit und können oft gerade genug für das eigene Überleben behalten. Für den Bau der ersten Kirche in Jesar, die wohl Ende des 12. Jahrhunderts für Jesar und die umliegenden Dörfer entsteht, müssen die Dorfbewohner ebenfalls Material und Arbeitskraft stellen.
Bereits seit dem 13. Jahrhundert ist in der Gegend der Betrieb von Wassermühlen belegt, die an den stark Wasser führenden Bächen angelegt werden, begleitet durch umfangreichere wasserbauliche Maßnahmen, wie dem Begradigen der Bachläufe und dem Aufstauen von Mühlenteichen. Hier sind neben die Jesarer bzw. Klüßer Mühle sowie die benachbarte Kraaker Mühle zu nennen, die dann auch namensstiftend für die speisenden Bäche werden. Der Mahlzwang oder Mühlenbann verpflichtet die Bauern, ihr Korn in der Mühle ihres Grundherrn gegen eine Gebühr mahlen zu lassen und dadurch sind die Mühlen auch Passpunkte im örtlichen Wegenetz. Die Sude und die zufließenden Bäche spielen durch das den ortsansässigen Bauern gewährte Fischereirecht eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Ernährung, ist der damalige Anteil der Jesarer Feldmark an der Sude zwischen der Grenze zu Viez im Norden und Moraas im Süden doch ganz beachtlich.
Zur Stärkung der Wehrhaftigkeit der Grafschaft Schwerin belehnen die Grafen kurz nach 1200, den Johanniterorden, als christlichem Ritterorden, mit den Dörfern Sülstorf, Kraak, Moraas und Hoort. Mit der Gründung der Komturei Sülsdorf, die später ihren Sitz nach Kraak verlegt, ist an der Südgrenze der Grafschaft mit der Niederlassung dieses Ritterordens, eine den Grafen zum Kriegsdienst verpflichtete Elitetruppe ansässig. Jesar ist jetzt von den südlichen und östlich Nachbarn getrennt. Als ab Beginn des 13. Jahrhunderts das Wittenburger und Boizenburger Land zur Grafschaft hinzukommen, wird wohl auch Jesar dem Wittenburger Land zugeschlagen.
Quellen
Paul Kühnel, Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 46 (1881), 3-168.
https://www.griese-gegend.de/geschichte-haupt/9-die-griese-gegend-im-wandel-der-jahrtausende.html
Herzogtum Mecklenburg 14. - 16. Jahrhundert
1358 geht die Grafschaft Schwerin, die ohne Erben geblieben ist, unter Herzog Albrecht II. (1318-1379) im Herzogtum Mecklenburg auf.
1371 gelangen Jesar und Hagenow als Pfand für entsprechende Zahlungen an den immer klammen Herzog in die Botmäßigkeit der Ritter von Lützow. In der Urkunde vom 24. August 1371 (MUB 10233) werden Mannschaft, Spanndienste und Kirchenlehen (kerkleen) von „Hagenow und Yheser" durch Herzog Albrecht von Mecklenburg aus der Verpfändung ausgenommen, während er Haus, Stadt, Land und Vogtei Wittenburg an Wipert und Lüder von Lützow verpfändet.
Die Lützows bleiben auf lange Zeit Pfandinhaber des Landes Wittenburg. Sie gehören zu den fehde- und beutelustigsten Rittergeschlechter in Mecklenburg, wobei auch ihr Land durch Gegen- und Rachemaßnahmen ihrer Gegner häufig in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Auch das Herzogtum Mecklenburg wird durch berüchtigsten Pestepedemien von 1350 (schwarzer Tod), 1359, 1367 und 1464 heimgesucht.
Im Kaiser-Bede-Register von 1496 erscheint Jesar bereits wieder unter dem Kirchspiel Warsow im Amt Schwerin, zu dem Warsow, Lehmkuhlen, Kothendorf, Neu-Zachun, Alt-Zachun, Bandenitz und Besendorf gehören. Jesar hat damals 69 Einwohner, 43 Erwachsene (über 15 Jahren) und 26 Kinder, das Kirchspiel Warsow umfasste, damals 298 Erwachsene und 178 Kinder. 1534 wird die Kirche von Jesar als Filialkirche von Warsow geführt.
1529 wird Mecklenburg von einer Pandemie mit dem Namen "Englischer Schweiß" oder "Schweißsucht" heimgesucht, die zahlreiche Todesopfer
fordert.
Reformation und Dreißigjähriger Krieg (1549 - 1648)
1549 bekennt sich Herzog Johann Albrecht I. zum protestantischen Glauben. Mecklenburg wird damit protestantisch und viele kirchliche Besitzungen und Abgaben fallen an den Landesherrn zurück, darunter auch die Komturei Kraak des Johanniterordens, die 1552 wieder in die direkte Verfügung des Herzog kommt.
Das Amtsbuch Schwerin erwähnt für das Dorf Jesar im Jahr 1560 10 bedepflichtige Bauernhufen mit 16 Morgen Acker, 1 pacht- und bedefreie Erbschulzenhufe sowie 3 Kätner, von denen 2 mit je 8 Morgen Acker zusammen eine halbe Bauernhufe besaßen.
Als Hufner erscheinen: Hans Lowe, Hinrich Gusmer, ein weiterer Hans Lowe, Hans Schmelle, Hans Gusmer, Achim Schoneman, Peter Lowe und Brand Lowe, als Halbhufner: Ties Schoneman, dessen Vater Ties Schoneman, Claus Pusteridt, Peter Pusteridt und Detloff Settegast, als Kätner: Hans Schultze, Ties Gusmer und Jochim Verekatz. Die Halbhufe von Hans Schonemann lag zu diesem Zeitpunkt wüst.
Die Familiennamen Lowe/Lau und Schonemann/Schomann sind und bleiben seither durch alle Zeiten hindurch fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft Jesars.
1583 besuchen protestantische Kirchenbeauftragte im Rahmen einer Visitation der Kirchen im Lande auch Jesar und treffen auf dem freien Platz mitten im Dorf auf eine baufällige Kapelle, die aus Holz und Steinen errichtet und von einem hölzernen Zaun umgeben ist. Diese soll unter den von Lützows erbaut worden sein. Unklar bleibt, ob damals die Kirche neu oder umgebaut wurde.
Der dreißigjährige Krieg (1618-1648) trifft Mecklenburg hart. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung verliert durch Krieg, Kriegsfolgen wie Hunger und Seuchen, wie die schwarze Pest von 1624 und die rote Ruhr von 1630 das Leben.
Zwischen 1628 und 1630 ist die Herrschaft des Hauses Mecklenburg für zwei Jahre unterbrochen, da der katholische Kaiser seinen Feldherrn Wallenstein als Herzog einsetzt. Der protestantische König Gustav Adolf von Schweden setzt 1630 die mecklenburgischen Herzöge wieder ein.
1628 sind die Jesarer zum Hofdienst auf dem Dominialgut Sudenhof verpflichtet. Jeder Hufner musste jede Woche 3 Tage mit dem Gespann, jeder Käter 3 Tage mit der Hand und eigenem Werkzeug zu Hofe dienen.
1646 sind in Jesar von den ehemals 17 Gehöften noch drei Bauernhöfe und 2 Kossatenstellen (Kätner) von Angehörigen eingesessener Familien bewohnt. Darunter die Hufner Hinrich Low, Hans Geusmer und Hans Schonman und die Kätner Hans Lauw. Als neue Bewohner sind der Hufner und Freischulze Hans Fentzahn sowie die Kätner Hinrich Barner und Jochim Barner verzeichnet. Weitere Neuerung sind die beiden Büdner Jochim Barner und Hinrich Güßmer. Die Hufen von Lozentze Mille, Hans Low und Claus Lauw waren ebenso verlassen wie die Halbhufen von Stephan Schoneman, Paul Foß, Hans Schoneman, Hinrich Pustrich, Chim Lauw und Jacob Grothkoph sowie der Katen und eines weiteren Hans Lauw. Mit vier Hufnern, den beiden Büdnern und vier Kätnern ist Jesar noch weit hinter den Verhältnissen im 16. Jahrhundert zurück.
Herzogtum Mecklenburg im 17. und 18. Jahrhundert
Auch 1655 sind die Jesarer zum Hofdienst auf dem Dominialgut Sudenhof verpflichtet. Nachdem durch die Kriegsfolgen überall Arbeitskräfte fehlen erhöht man im Amt Schwerin den Dienst um einen 4. Tag mit Handdiensten. Nach heftigen Streiks wird der 4. Tag wieder erlassen.
Noch 1656 sind in den Ämtern Neustadt und Schwerin viele Dörfer verwüstet, die Bewohner tot und verschollen, die Bauernstellen verlassen, die Gebäude zerstört, die Ländereien unbebaut und verödet, Die Instandsetzung der Dörfer kommt nur langsam in Gang.
1662 befiehlt der Herzog, in jedem Amt des Domaniums 10 Bauern damit anzuwerben, ihnen auf Kosten des Herzogs, die Gebäude zu errichten, die Felder einzusäen, und mehrere Jahre auf Abgaben zu verzichten. Daneben wird nach den im Krieg verstreuten und verschleppten Mitgliedern und Nachfahren der einstigen Bauernfamilien geforscht, um sie freiwillig oder in Durchsetzung der Leibeigenschaft mit Gewalt auf die Hufen zurückzubringen. Aus Holstein, Pommern und Brandenburg kommen zahlreiche Zuwanderer, die hier ihr Glück versuchen wollen. Die Bauern selbst mussten weiter als "Erbuntertänige" und Tagelöhner arbeiten.
1669 leben in Jesar 76 Einwohner, davon sind acht Einlieger. Die 12 Höfe werden von 57 Mitgliedern der Hoffamilien und 11 zum Gesinde gehörenden Personen bewirtschaftet.
Am 08. März 1701 erfolgt durch den Hamburger Vertrag die Teilung Mecklenburgs in zwei Herzogtümer: Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, die aber weiterhin einen gemeinsamen Staat bilden, dieselbe Verfassung haben und einem gemeinsamen Landtag unterstehen.
Um 1704 zählt Jesar dann wieder 10 Bauern- und 3 Kossatenstellen mit den Hufnern: Schulze Andreas Busch, Andres Koch, Hans Jürgen Löw, Davidt Busch, Christian Schonmanm, Jochim Klutasch junior, Jochim Klutasch senior, Jochim Löw, Steffen Schonman und Hinrich Großkopff. Dazu kommen die Kätner: Lorentz Berner, Hans Fenzahn und Christian Löw.
1705 werden nach dem Warsower Kirchenvisitationsprotokoll mehrere Hufen der Jesarer Feldmark, die bereits zuvor vom Pächter des Meierhof auf Sudenhof mitbewirtschaftet, abgetrennt und dem herzoglichen Hofgut zugeschlagen. Sudenhof ist seit 1652 an Andreas von Hundt verpfändet und dieses Pfand ist damals in Besitz seines Schwiegersohn Hofmarschall Johann Christoph von Halberstadt, der seit 1692 mit der Tochter von Andreas Hundt verheiratet ist.
Tafelinschrift Kirche: „In dem Lutherischen Jubeljahr 1717 hat Gott zu Ehren diese Kapelle wieder aufbauen lassen: Der Fürstl. Mecklenb. Hofmarschall und Oberamtshaupt-mann Herr Johann Christoph von Halberstadt."
Friedrich Schlie: „Schöner Renaissance-Kelch mit guter Treibarbeit. Auf der Unterseite des Fußes die Widmung: J•C•V•H• 1717."
Als "der alhiesige Kirch- und Schulbediente" wird Johann Georg Michael Henckell in der Dorfchronik erwähnt.
Ab 1753 werden freie Hofstellen durch Büdnereien mit 2–9 ha Grundfläche aufgesiedelt.
1756 verordnet der Landesherr die allgemeine Schulpflicht. Kirch Jesar ist schon frühzeitig dabei
1760 werden 6 Büdner ansässig.
1766 20 Hauswirte, davon 18 Halb- und 2 Viertelhüfner
Ab 1768 wird den Bauern im Domaniumer nach und nach der Hofdienst erlassen.
1774 wird nach der Jahreszahl an der „oberen großen Türschwelle" das Schulhaus gebaut.
1778 tritt Hans Nicolaus Brunow den Dienst als Küster und Lehrer an
1781 bildet Brunow weitere Lehrer aus, bis der Landesherr im Jahr danach ein „immerwährendes Seminarium" einrichten läßt.
1787 Pachtvertrag vom Landesherrn (Chronik):
„Wir versichern nämlich,
1. daß die gesammte 18 Halbhüfener und 2 Koßaten, namentlich der Schulze Busecke, und die Hauswirthe Friedrich Kludas, Johann Lau, Hans Hinrich Lau, Joachim Hinrich Lau, Barthel Jochim Dahe, Hinrich Lau, Christoph Fentzahn, Peter Grothkopp, Jochim Friedrich Lau, Barthel Jochim Groth, Jochim Hin¬rich Dechow, Hans Jochim Bunners, Johann Barner, Friedrich Pohse, Jochim Bachmann, Jochim Fentzahn, Friedrich Schomann, Jochim Lau, Stoffer Busecke, für sich und ihre Erben die Feldmark Jesar mit Pacht-Contract für die Hauswirthe zu Jesar auf 24 Jahre, nämlich von Johannis 1787 bis dahin 1811 mit allen dazu gehörenden Aeckern, Wiesen, Weiden, Wohrten und Gärten, mit der wüsten Hufe, auch Fischerey nach der bisherigen Observance ... zu genießen haben, und ... bey diesem Besitz und Gemeinsbrauch allewege geschützet werden sollen. ..."
1788 Die Büdner beschweren sich am 12. April beim Landesherrn, die Hauswirte gestatteten ihnen nicht mehr Dünger von den Feldern zu sammeln, den sie dringend für ihre drei Scheffel Saat-Land und ihren kleinen Garten benötigen. Die Regierung weist die Hauswirte zurecht
Um 1790 beginnt der Kartoffelanbau.
1793 Einrichtung von sieben weiteren Büdnereien, also insgesamt 13 nach der Martiniliste von Warsow.
"Franzosentid" und Befreiungskriege (1806 - 1813)
1804 19 Halb-, zwei Viertelhufner und elf Büdner. Es gibt eine Schule und eine Kirche. Auf der Klüsser Mühle sitzt ein Erbmüller und daneben gibt es noch einen Krug.
1806 nach der Schlacht von Jena zieht ein Teil der geschlagenen preußischen Armee unter Führung von Blücher durch das Herzogtum Mecklenburg nach Lübeck, gefolgt durch die Franzosen unter den Generälen Murat, Soult und Bernadotte und muss sich am 7. November ergeben. Mecklenburg wird zur französischen Provinz und Laval zum General-Gouverneur ernannt und Herzog Friedrich Franz I. vertrieben.
Einquartierungen, Truppendurchzüge, Kontributionen, Erpressungen, dazu Rauben und Plündern, Brennen und Morden durch die Franzosen nehmen jetzt überhand. Die Städte werden mit Einquartierungen und Forderungen an Geld und Naturalien schier überlastet. Mitten in den Straßen werden Wachtfeuer angezündet und alles Holz, wie Türen, Bretter, Gartenzaune, selbst Möbel als Brennmaterial verwendet. Vorräte an Lebensmitteln und Kochgerätschaften werden den Bewohnern aus den Häusern entwendet. Vor den Bäckereien werden mehrfach Posten aufgestellt, damit kein Brot an die Bewohner verkauft, sondern alles für die französischen Soldaten reserviert werde. Die Kirchen werden als Vorratshäuser für Heu und Stroh gebraucht. So wirde z. B. in der Johanneskirche in Neubrandenburg vom Sommer 1807 an zwei Jahre überhaupt nicht gepredigt, die Marienkirche mehrfach als Pulvermagazin eingerichtet. In Schwerin werden aus der Gemäldesammlung auf Napoleons Befehl über 200 Gemälde samt Porzellan eingepackt und nach Paris geschickt. Auf dem Lande wird den Bauern das Korn mit ihren eigenen Pferden aus den Scheunen fortgebracht. Männer und Frauen, Greise und Kinder werden misshandelt und von Haus und Hof vertrieben.
1806/1807 stirbt Lehrer Brunow und wird feierlich vor dem Altar der Kirche beigesetzt.
1807 zählt der Ort 18 Halb- 2 Viertelhufner, 13 Büdner, Schule und Kirche sowie ein Erbmüller und ein Krüger in Klüßer Mühle.
1808 zählt der Ort 18 Halb- 2 Viertelhufner, 13 Büdner, Schule und Kirche sowie ein Erbmüller und ein Krüger in Klüßer Mühle.
1809 zählt der Ort 18 Halb- 2 Viertelhufner, 13 Büdner, Schule und Kirche sowie ein Erbmüller und ein Krüger in Klüßer Mühle.
1812 Auch aus Kirch Jesar müssen junge Männer Napoleons Rußlandfeldzug mitmachen. Johann Heinrich Feiten, Johann Lübbe und Johann Fentzahn kommen nicht wieder (Chronik).
1813 Deutsche Truppen lagern und wüsten 48 Stunden in Kirch Jesar (Chronik). Am 25. August Lützower Reiter in Kirch Jesar. „Im Hause des Küsters spielt Theodor Körner auf dem Spinett seinen Freunden sein Schwertlied vor, dessen Schlußver ser erst am Morgen gedichtet hat. Dieses Lehrerhaus in dem erstmalig das Schwertlied erklang, war das alte Schulgebäude...“
1813 findet in der Kirche eine Gedächtnisfeier für die Gefallenen des Krieges statt. Bei dieser Gelegenheit wird auf dem Platz bei der Kirche, wo früher das alte Schulhaus stand, im Gedenken an den Gefallenen die Körner-Eiche gepflanzt. Sie ist nicht angewachsen, anstelle wird 1920 das Kriegerdenkmal errichtet.
Quellen
http://www.lexikus.de/bibliothek/Mecklenburg-und-die-Mecklenburger/Die-Franzosenzeit-in-Mecklenburg
Großherzogtum Mecklenburg bis zum 1. Weltkrieg (1815 - 1914)
1819 werden bei der Volkszählung 18 Halbhüfner, 14 Büdner und 44 Einlieger aufgeführt. Mit Klüßer Mühle, Klüßer Krug insgesamt 78 Familien, 417 Personen, 34 Wohngebäude. Die Hüfner zählen, mit Gesinde, 155 Personen. In Büdnerkaten wohnen 13 Familien mit 66 Personen. Die Einlieger zählen 44 Familien mit 170 Personen. Die restlichen Einwohner verteilen sich auf Mühle und Krug (Chronik).
1821 18 Halb- 2 Viertelhüfner. 13 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle mit Erbmüller
1822 Abschaffung der Leibeigenschaft in ganz Mecklenburg.
1823 18 Halb- 2 Viertelhüfner, 13 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle mit Erbmüller
1824 18 Halb- 2 Viertelhüfner, 13 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle mit Erbmüller
1826 18 Halb- 2 Viertelhüfner, 13 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle mit Erbmüller, Klüsser Krug Erbkrüger
1827 18 Halb- 2 Viertelhüfner, 13 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle mit Erbmüller, Klüsser Krug Erbkrüger
1827 erfolgt eine Neugestaltung der Feldmark:
„18 Hauswirte erhalten Gärten und Wiesen in der Nähe des Dorfes, nicht wie bisher auf der Feldmark verstreut. Größe des Ackers für die Hauswirte 19.800 Quadratruten = ca. 43 ha. 54 Koppeln für 18 Hauswirthe - außerdem 'Communion Acker' und 'Communion Wiesen'. 'Jeder der 54 Koppeln der Hauswirthe ist mit einem Kegelgraben zu befrieden... Communion Weide von der Neu Zachuner Scheide und dem neuen Vietzer Weg ca. 150.000 Quadratruten = 325 ha." Ein gerader Weg nach Moraas wird vorgeschrieben. Der Frachtweg von Neustadt nach Hagenow wird verlegt und gerade gemacht, ebenso der Weg von Kirch Jesar nach Schwerin und der Weg von Neu Zachun nach Klüßer Mühle. „10 neue Büdnereien werden vermessen, am Weg von Kirch Jesar nach Klüßer Mühle bis zur Hoorter und Neu Zachuner Grenze. (Klüßer Krug wird nicht genannt, lag jenseits des Baches, der Weg zur Mühle ging diesseits des Baches.) Die Hoorter Büdner erhalten Wiesen. Die beiden Schulkompetenzen werden hinter dem See am Weg nach Hagenow abgemessen, jede 2.600 Quadratruten groß = 5,6 ha. 'Der Haus- und Hofplatz für den zweiten Lehrer ist an einem paßlichen Orte im Dorfe selbst abzumessen' (früheres Schulgehöft!).Die Einliegergärten a Stück 100 Quadratruten anschließend an die Schulkompetenzen.' ..." (Chronik)
Die globale Klimaentwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist geprägt von mehreren großen Vulkanausbrüchen in den Tropen, deren Ausstoß an großen Mengen von Schwefelpartikeln zu einer vorübergehenden Abkühlung, der sogenannten Kleinen Eiszeit führen. Die unmittelbaren Folgen von Missernten und Hunger bewegt viele Einwohner, die seit Aufhebung der Leibeigenschaft auch nicht mehr an den Boden gebunden sind, zur Auswanderung. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wanderten über 200.000 Menschen aus den beiden Mecklenburgischen Fürstentümer mit insgesamt 650.000 Einwohnern nach Übersee, überwiegend Nordamerika aus. Neben Irland war Mecklenburg eines der größten Auswanderungsgebiete in Europa. Allein die Zahl der über Hamburg und Bremen zwischen 1846 und 1893 Richtung Amerika ausgewanderten Mecklenburger wird mit 170.000 angegeben
1827 18 Halb- 2 Viertelhüfner, 13 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle mit Erbmüller, Klüsser Krug Erbkrüger
1829 18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner.
1831
18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche und Schule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner.
1832 breitet sich eine Cholera-Epidemie vom Südwesten Mecklenburg über das ganze Land aus, die 932 Menschen das Leben kostet.
1833 18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche, Küsterei und 2 Schulen. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner.
1834 18 Hauswirthe, 14 Büdner, Kirche, Küsterei und 2 Schulen. Klüsser Mühle ErbMüller, ErbKrüger und 10 Büdner.
Carl Dahl aus Kirch Jesar ist Holzvogt im Kuhstorfer Forste.
1835 18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche, Küsterei und 2 Schulen. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner.
1836 18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche, Küsterei und Schule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1837 18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche, Küsterei und Schule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1838
18 Hauswirthe, 14 Büdner. Kirche, Küsterei und Schule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1839 18 Hauswirthe, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei und Schule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1840 18 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1841 18 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1842 18 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1843 zählt Kirch Jesar 458 Einwohner, 18 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede
1844 1 Erbpächter, 17 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1845 1 Erbpächter, 17 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1846 1 Erbpächter, 17 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1847 1 Erbpächter, 17 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1847 Die Kirche bekommt einen Turm.
1. Mai. 1847 Eröffnung der Eisenbahnstrecke Schwerin - Hagenow.
1848 1 Erbpächter, 17 Drittelhufner, 14 Büdner, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1849 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 6 Häusler, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1850 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 10 Häusler, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1850 überzieht eine weitere schwere Choleraepidemie nach zwei begrenzten Ausbrüchen 1848 und 1849 das Land und fordert 2794 Menschenleben.
1851 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 10 Häusler, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
seit 1851 wohnen die und Pastoren im alten Schulhaus 18 Drittelhufner,
1852 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt. Kirche, Küsterei, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1853 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1854 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1855 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1856 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1857 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
Kirch Jesar gehört zum Gendarmeriestandort Hagenow mit zwei Gendarmen.
1858 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
Kirch Jesar hat 564 Einwohner, davon sind 46 Tagelöhner. Daneben gibt es einen Schneider, einen Tischler und einen Weber. Insgesamt sind 104 Gebäude verzeichnet. An öffentlichen Gebäuden ist die Kirche, ein Pfarrhaus, ein Schulhaus, ein Kranken- und Armenhaus sowie zwei Schuppen aufgeführt, 46 Privatgebäude mit 52 Wirtschaftsgebäuden.
Am 17. September wird Hilfsprediger Eberhard als Prediger von Roggendorf eingesetzt.
1859 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
Am 18. Dezember wird Hilfsprediger Sostmann zum Pastor von Körchow gewählt.
1859 raubt eine weitere schwere Cholera-Epidemie zwischen dem 5. Juli und 6. November in Mecklenburg 4.237 Menschen das Leben. Daneben setzt Rotz den Pferden, Milzbrand, Schafspocken, Maul- und Klauenseuche bei dem übrigen Vieh zu.
1860 Pfarrkirche, 4 Erbpächter, 14 Drittelhufner, 14 Büdner, 11 Häusler, Holzvogt, Schule und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, Erbkrüger und 10 Büdner und Schmiede.
1861 Hilfsprediger Fischer wird am 9. Juni zum Pastor von Neukirchen gewählt.
1862 werden nun die Bauernstellen vom Großherzog als Grundherrn den Bauern in Erbpacht überlassen, die in Mecklenburg bis 1918 die fast ausschließliche Form des bäuerlichen Grundbesitzes sein wird. Gleichzeitig können nun auch Büdner und Häusler Grund und Boden zur eigenverantwortlichen Bewirtschaftung pachten und an ihre Nachkommen weitergeben. Erbpacht ist das vererbliche und verkäufliche Recht, ein Grundstück gegen eine Pacht zu bewirtschaften.
1863 hat das Dorf 564 Einwohner, 181 Frauen und 188 Männer, 67 Mädchen und 59 Jungen zwischen 5 und 14 Jahren sowie 35 Mädchen und 34 Jungen unter 5 Jahren. Der Viehbesatz umfasst 93 Pferde, 381 Kühe, 300 Landschafe, 243 Schweine und 1 Ziege.
Handwerker sind ein Schneider, ein Tischler und ein Weber aufgeführt.
1865 Am 25. Juni wird der Hilfsprediger Ch. F. A. Preß zum neuen Pastor von Kuppentin und Plauerhagen gewählt.
1867 Am 25. November wird der Hilfsprediger F. W. F. C. Bunge zum neuen Prediger der Klosterkirche von Ribnitz gewählt und am 16. Dezember in sein Amt eingeführt.
1871 zählt Kirch Jesar 696 Einwohner. Zusammen mit Moraas, das 603 Einwohner hat, bildet es ein eigenes Kirchspiel mit insgesamt 1299 Einwohnern, eigener Kirchengemeinde und einem gemeinsamen Standesbeamten, dem Schöffen Fentzahn, sein Vertreter sind der Büdner Wohlbrandt aus Kirch Jesar und dem Schulzen Voß aus Moraas
1874 wird die Pfarre neu eingerichtet. Auf der ehemals Kähler - Lau'schen Erbpachtstelle entsteht das damalige Pfarrhaus und jetzige Gemeindezentrum. Die Ländereien der gelegten Hufe gehören ebenfalls zur Pfarre.
1875 hat Kirch Jesar zusammen mit Klüsser Mühle und Krug 696 Einwohner und bildet zusammen mit Moraas, das 603 Einwohner verzeichnet einen eigenen Standesamtbezirk mit insgesamt 1299 Einwohnern. Standesbeamter ist der Schöffe Erbpächter Fentzahn aus Kirch Jesar, seine Stellvertreter Schöffe Büdner Wöhlbrand und der Schulze Voß aus Moraas.
Pastor Willers wird am 30. Mai 1875 in sein Amt eingeführt und bezieht als erster das neue Pfarrhaus. Auf seine Initiative erfolgt die Bepflanzung entlang der Dorfstraße mit Eichen, Linden und Kastanien.
1876 werden für Kirch Jesar ein Pastor und ein Küster aufgeführt.
1877 hat
Kirch Jesar 514, Klüsser Mühle und Krug 155 Einwohner, zu dem wird eine Industrieschule in Kirch Jesar erwähnt. Es handelt sich um Handarbeitsunterricht für Mädchen.
Kirch Jesar gehört zum Gendamerieposten Hagenow mit einem Oberwachtmeister, einem berittenen Gendarm und einem Gendarm zu Fuß.
Zu Beginn des Jahres bricht die Maulfäule bei den Rindern in Kirch Jesar aus.
1878 Pfarrkirche, 16 Erbpächter, 1 Viertelhufner, 14 Büdner, 21 Häusler, Holzvogt, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, 10 Büdner, davon 1 Schmied, 5 Häusler.
1878 stellt man fest, dass die 1824 gebraucht erworbene Orgel sehr reparaturbedürftig ist und die hölzernen Pfeifen vom Holzwurm zerfressen sind.
1880 Pfarrkirche, 16 Erbpächter, 1 Viertelhufner, 14 Büdner, 25 Häusler, Holzvogt, 2 Schulen und Industrieschule. Klüsser Mühle und Krug Erbmüller, 10 Büdner, davon 1 Schmied, 5 Häusler.
1881 liefert der Hagenower Orgelbauer Johann Heinrich Runge eine Orgel für die Westempore. Um für die Orgel die nötige Höhe zu gewinnen, muss die Empore um 40 cm gesenkt werden. Der Rahmen der Orgel ist aus Fichtenholz gefertigt und durch farblich abgesetzte Tischlergotik verziert.
Am 28. November 1881 wird im Schulzenhaus in Gegenwart sämtlicher Erbpächter eine neue Sitzplatzverteilung in der Kirche beschlossen.
1891 Schulze Joh. Bunners, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 33 Häusler (Holzvogt, Krüger). Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 7 Häusler.
1897 Poststation, Schulze Fr. Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 35 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 7 Häusler.
1897 Poststation, Schulze Fr. Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 39 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 9 Häusler.
1898 Poststation, Schulze Fr. Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 40 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 9 Häusler.
1899 Poststation, Schulze Fr. Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 42 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 10 Häusler.
1900 Poststation, Schulze Fr. Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 42 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 11 Häusler.
1902 Poststation, Schulze Friedrich Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 44 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwassermüller, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 12 Häusler.
1906 Poststation, Schulze Friedrich Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 55 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Haltepunkt mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwasser- Dampfmühle, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 13 Häusler.
1908 Poststation, Schulze Friedrich Fentzahn, Pfarrkirche, 2 Schulen und Industrieschule, 16 Erbpächter, 14 Büdner, 59 Häusler (Holzvogt, Krüger), 1 Schmied, Bahnhof mit Schenkwirtschaft. Klüsser Mühle und Krug Erbwasser- Dampfmühle, Krüger. Neu Klüss Schulze Chr. Scheffe 10 Büdner, davon 1 Schmied, 13 Häusler.
1913 Neugestaltung des InnenraumsSchulze der Kirche durch Willi Schomann.
Quellen
https://www.landesmuseum-mv.de/themen/landwirtschaft/1850-bis-1900/
http://www.lexikus.de/bibliothek/Auftreten-der-Cholera-in-Mecklenburg-von-1832-1858
Herzoglich [später: Großherzoglich] Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender. Schwerin: Hofbuchdruckerei, 1776–1918.
1914-1918 Erster Weltkrieg
Im ersten Weltkrieg fielen aus Kirch Jesar 32 Männer für "Kaiser und Reich":
W. Gätke, E. Barner, E. Ridder, K. Schomann, J. Möller, Ridder, E. Ohlhorn, G. Bunners, F. Fick, P. Meyer, F. Zengel, K. Stöhlmacher, J. Ridder, E. Baars, E. Hübener, E. Zengel, K. Schuldt, F. Rose, K. Radatz, Zengel, F. Ridder, J. Fentzahn, F. Schomann, E. Schomann, E. Rose, J. Schlie, P. Lüth, E. Voy, Schomann, K. Schomann, H. Lau, F. Cornel
Nach dem Sturz der Monarchie 1918 erlangen beide Landesteile Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz kurzzeitig als Freistaaten politische Selbständigkeit
1921 sind 14 Erbpächter in Kirch verzeichnet: Wilhelm Fleischer, Fritz Bunners, Karl Bunners, Marie Buseke, Fritz Dahl, Karl Dauck, der Dorfschulze Friedrich Fentzahn und ein weiterer Friedrich Fentzahn, Friedrich Kröger, Hermann Lau, Friedrich Pose und ein weiterer Friedrich Pose, Wilhelm Stüve, Friedrich Zengel und Johann Zengel
1924 gibt es in Kirch Jesar 16 Hofbauern, 14 Büdner und 64 Häuslereien sowie die in Klüß befindliche Erbwasser- und Dampfmühle und ein Krug. Bürgermeister ist Fr. Fentzahn
Am 01. Januar 1934 werden unter dem Druck der Nationalsozialisten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg wieder vereinigt.
1939-1945 Zweiter Weltkrieg
1943 kommen die ersten Flüchtlinge aus Hamburg, die Hab und Gut bei den Bombenangriffen verloren hatten und nun versuchten bei ihren Verwandten unterzukommen.
Im Winter 1944/45 kommen Flüchtlinge aus Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesien mit Zügen an. Sie werden mit Pferdegespannen abgeholt und auf ihre Quartiere in Kirch Jesar, Neu Klüß und Moraas verteilt. Später erreichen Trecks, mit Pferden bespannte Planwagen, vorwiegend aus Schlesien und der Tschechoslowakei die. Aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Vertriebene kommen noch 1946 und später.
Im Frühjahr 1945 werden deutsche Infanterie-Einheiten auf dem Rückzug vor den nach Osten vorstoßenden amerikanischen Truppen in Scheunen und auf Heuböden in Kirch Jesar und Neu Klüß untergebracht. In den letzten Apriltagen ist aber in Kirch Jesar und Umgebung kein deutscher Soldat mehr anzutreffen.
Schwerin und Westmecklenburg sind zunächst von Amerikanern und Briten besetzt. Die Grenzlinie verläuft zunächst östlich von Wismar-Schweriner See-Ludwigslust-Dömitz. Am 1. Juli übernehmen die Sowjets gemäß den Beschlüssen der Konferenz von Jalta die Kontrolle über das Gebiet und die Demarkationslinie wird nach Westen an die Elbe verlegt. Auch Kirch Jesar und Umland werden durch die sowjetische Rote Armee besetzt.
Aus Mecklenburg und den Resten der Preußischen Provinz Pommern, sowie dem niedersächsischen Amt Neuhaus wird nun das Land Mecklenburg-Vorpommern.
1947 wird auf sowjetischen Befehl die amtliche Bezeichnung des Lande in Mecklenburg geändert.
Im Zuge der Bodenreform werden ehemalige herrschaftliche Güter an landarme Büdner und Häusler verteilt. Hier war das Gut Sudenhof zwischen dem Schwarzbach (Zwartbäck), der Bahn, der Sude, dem Triftweg in Richtung Nachtkoppel und die Grenze der Nachtkoppel betroffen, darunter ein Großteil der Flächen, die 1705 von der Gemarkung Kirch Jesar abgetrennt und dem Gut zugeschlagen worden sind. Die Flächen der Fluren Rieskamp, Nachtkoppel und die diesseits der Bahnlinie gelegenen Rieselwiesen werden zur Bewirtschaftungan an die Einwohner und Häusler verteilt. Die Böden bringen angeblich gute Ernteerfolge. Man behauptet, auf der Nachtkoppel sei der Hafer um das Doppelte ertragreicher.
1952 werden alle Länder der DDR aufgelöst und in Bezirke eingeteilt. Aus Mecklenburg werden die Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Kirch Jesar liegt nun im Bezirk Schwerin.
In den Jahren nach 1950 verlassen einige Bauern Haus, Wirtschaft, Vieh. Diese Höfe sollten weiter in Gang gehalten werden. 1952 kommt es zur Gründung einer ÖLB in Kirch Jesar, der sich einige Einzelbauern anschließen und die von Max Seidlitz geleitet wird.
1956„Bereits im Jahre 1956 wurde dann die erste LPG, und zwar Typ III, gegründet. Name 'Freie Erde', Vorsitzender Fritz Lüthke. Die LPG nahm alle Mitglieder des ÖLB auf. Und Neuzugänge gab es auch. Aber noch nicht waren alle Einzelbauern und Büdner in einer LPG vereinigt.
Im Jahre 1958 entschloß sich dann der Rest der Bauern in der LPG 'Goldener Stern', ebenfalls Typ III, gemeinschaftlich zu wirtschaften. Vorsitzender Werner Kunrede
1960 Nun hatte das relativ kleine Dorf Kirch Jesar zwei LPG. Aber das war noch nicht genug. In Neu Klüß setzte man sich zusammen und gründete 1960 die LPG 'Waldfrieden' Typ III mit Ernst Rieckhoff als Vorsitzenden. ... Aus Einsicht der Mitglieder der drei LPG kam es zum Zusammenschluß. So entstand am 1.4.1960 die heute noch bestehende LPG 'Einheit'. Als Vorsitzender fungierte bis zu seinem folgenschweren Unfall Werner Kunrede.
Im August 1961 übernahm, einstimmig von den Mitgliedern gewählt, der Kollege Friedrich Schomann die Leitung. Er führte die Genossenschaft, die von Jahr zu Jahr wuchs und auch ständig reicher wurde, bis zum Jahre 1970.
1962 Ein Segen für die Einwohner von Kirch Jesar, Moraas und Strohkirchen war es, als die Kreisstraße von Hagenow nach Strohkirchen von 1962 bis 1967 gebaut wurde. Damit entstand die erste befestigte Straße.
1967 wird die Orgel mit Spenden in Höhe von 1.000 Mark repariert. .
1969 Wegen orkanartigem Schneetreiben wird Katastrophenalarm ausgelöst
1972 Der Dorfkonsum wird zur Selbstbedienung eingerichtet.
1973 Beendigung des Baues der zentralen Wasserleitung. Die LPG in Kirch Jesar, Moraas, Picher, Strohkirchen, Kuhstorf und Bresegard bilden eine Kooperation. Die zentrale Wasserleitung nimmt ihren Betrieb auf.
August 1973 Eine Lok versprüht Funken. Infolge bereits lange anhaltender Trockenheit steht bald ein 4 ha großes Waldstück an der Strecke Kirch Jesar - Zachun in Flammen. Sowjetische Panzersoldaten und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus Kirch Jesar sehen das.
„Ohne auf ein Kommando zu warten, lenken die Soldaten zwei Panzer zum Brandort. Nachdem sie sich überzeugt haben, daß sich kein Feuerwehrmann in dem brennenden Wald befindet, fahren sie in das Feuermeer. Die brennenden Kiefern werden niedergewalzt. Aber länger als zehn Minuten kann ein Panzer dem Inferno nicht begegnen, denn der Qualm macht das Atmen schwer. Also wechseln sich die beiden Panzer ab. Und Wasser aus dem Feuerwehrschlauch erfrischt.
So wurde unter höchstem Einsatz über eine Stunde lang gegen die Flammen gekämpft. Dann war der Brand unter Kontrolle." Vor versammeltem Bataillon wurden die zwei Panzerbesatzungen geehrt. Und der Kommandeur verspricht der kleinen deutschen Delegation „stets und immer als gute Freunde wachsam, immer einsatzbereit zu sein" (SVZ 22.8.1973).
Die Kindergartengeschichte unseres Dorfes beginnt Anfang der 50er Jahre. Bürgermeister Blaffert (1958 - 1958) bemühte sich um die Kinderbetreuung. Er ging in die Elternhäuser und fragte nach, ob die Eltern ihre kleinen Kinder in die Krippe bringen würden. Ab dem 3. Lebensjahr war für die Eltern eine Betreuung in Ordnung, aber unter drei Jahren war Neuland für sie. Es fanden sich aber genug Eltern, die ihre Kinder bringen wollten. Und so begann man mit den einfachsten Mitteln. Vieles wurde selbst gezimmert, alles irgendwie improvisiert.
An einem nicht mehr bekannten Ort wurde eine Baracke abgerissen und bei uns wieder aufgebaut, als Kinderkrippe genutzt. Das war die sogenannte 'grüne Baracke'. Sie stand auf dem heutigen Grundstück der Familie Hinze. Der Geburtsort des Kindergartens liegt auf dem Grundstück der Familie Gertrud Wehrmann. An diesem Hause gab es einen Anbau. Darin war bis 1945 eine staatliche Seifenfabrik untergebracht. Nach dem Krieg wurden dort etwa einhundert schlesische Flüchtlinge einquartiert.
Einige kamen später im Dorf zu einem Haus, dabei auch Frau Wiesner, die bald die Kinderkrippe leitete. Nachdem die Gemeinde -mit Fördermitteln- gekauft hatte, konnte
ab 1952 mit der Kinderbetreuung ab 3. Lebensjahr begonnen werden.
Infolge Schwammbefalls mußte 1971 ausgezogen werden. Nun wurde das Strohdachhaus der Familie Kunrede genutzt.
Anfang der 70er Jahre entschloß sich die Gemeinde einen Kindergarten zu bauen. Nach Feierabend und an den Wochenenden wurde gewerkt. Bürgermeister Graeme spornte immer wieder an. Und unser Ort lag strategisch günstig zur damaligen Kaserne der sowjetischen Armee, so daß auch von dort Soldaten und Offiziere als Helfer kamen. Viele Geschichten ranken sich um Speck, Brot und Wodka aus großen Gläsern. Die Männer haben oft bis spät in die Nacht hinein gearbeitet.
Am 15. August 1973 war es dann endlich so weit und die Kinder konnten in ihren neuen Kindergarten einziehen." (Chronik)
1976 Kirch Jesar erhält eine neue Straßenbeleuchtung. (Chronik)
Auf dem Friedhof wird eine Trauerhalle gebaut. (Chronik)
„1969 wurde der Mehrstufenunterricht abgeschafft. Die Schulen Kirch Jesar, Moraas und Strohkirchen wurden zusammengelegt. ... Meine Schulen später aufgelöst.
Und alle Kinder aus Kirch Jesar gingen ab 1. September 1976 in Hagenower Schulen.
1978 150-Jahr-Feier in Neu Klüß.
1982 Im Februar wird Evelin Schulz als Bürgermeisterin gewählt. Sie ist Forstingeneurin, noch sehr jung und hat zwei kleine Kinder.
1988 Neu Klüß hat 68, Kirch Jesar 405 Einwohner. Die Gesamtfläche beträgt 1894 ha. Davon sind 888 ha Wald, 530 ha Ackerland, 297 ha Grünland, 25 ha Garten, 33 ha Wasserfläche, 34 ha bebaute Fläche, 69 ha Wege und 18 ha Unland. (Flächennutzungsplan)
1989 Im Dezember tritt Evelin Schulz als Bürgermeisterin zurück. Damit endet die Zeit der hauptamtlichen Bürgermeister in Kirch Jesar seit 1950.
1990 Am 15. Februar wir Bernhard Ritzmann von der Gemeindevertretung zum Bürgermeister gewählt, der nun sein Amt ehrenamtlich ausübt.
18. März. Volkswahlen, Wahlergebnis: CDU 186 Stimmen, 58,68%. SPD 64 Stimmen, 20,19%. PDS 28 Stimmen, 8,83 %. DBD 20 Stimmen, 6,31%. Demokraten 7 Stimmen, 2,21%. Bündnis 90 6 Stimmen, 1,89%. DSU 3 Stimmen, 0,95%. NDPD 2 Stimmen, 0,62%. Grüne 1 Stimme, 0,31%. Wahlbeteiligung 92,24 Prozent.
6. Mai. Erste demokratische Gemeinderatswahlen im vereinten Deutschland
Gewählte Bürger: CDU = Ritzmann, Bernhard; Peters, Joachim; Prüß, Karl-Heinz; Zengel, Brunhilde; Timm, Vera; Ihde, Gabriele; Grothkopp, Ilse; Nitschke, Eckard; Lichtenauer, Michael. SPD = Groth, Hans-Jürgen; Flöter, Margret. Bauernverband = Mentzel, Otto. PDS = Hilgenböker, Wolfgang.
1991 Neu Klüß und der Bahnhof werden an die zentrale Wasserleitung angeschlossent
26. September. 20 Bürgermeister bekräftigen mit Unterschrift und Gemeindesiegel eine Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Hagenow. Es sind die Dörfer: lt Zachun, Bandenitz, Belsch, Bobzin, Bresegard, Gammelin, Groß Krams, Hoort, Hülseburg, Kirch Jesar, Kuhstorf, Moraas, Pätow Steegen, Picher, Pritzier, Redefin, Setzin, Strohkirchen, Toddin, Warlitz.
1992 Gemeinsam mit WEMAG und Telekom gelingt die Modernisierung der Strom- und Telefonkabel in einem Graben. Jeder Haushalt in Kirch Jesar bekommt einen Telefonanschluss.
1993 Die Gemeinde Kirch Jesar erhält 30.000 Mark Sonderbedarfsmittel zum Bau des Gehweges in der Eichenallee, der ebenfalls von WEMAG und Telekom unterstützt wird. Die Freileitungen von Post und Energie werden abgebaut. Modernisierung des 18-WE-Neubaublocks.
1994 Gemeindewahlen. Als Bürgermeister wird Bernhard Ritzmann im Amt bestätigt.
1995 Bau der Abwasserentsorgung nach Hagenow und Gasversorgung der Gemeinde durch die Stadtwerke Hagenow.
1996 Modernisierung der Kindertagesstätte, Bau des Feuerwehrtraktes, Befestigung der Poststraße, neue Bushaltestelle, Gründung des Dorfvereins.
625 Jahr-Feier
Festsitzung am 30.8., 19.30 Uhr im Festzelt. Übergabe des neuen Gemeindewappens durch den Innenminister Rudi Geil.
Der Sonnabend beginnt um
10.00 Uhr mit Belustigungen für die Kinder, bei dem das Aalgreifen nicht fehlen darf.
Um 13.00 Uhr dann der große Umzug. Danach ist an die Rentner gedacht: Kaffeetrinken, Gesang des Hagenower Postchores
18.00 Uhr Goldene Konfirmation und großes Kirchenkonzert
Ab 21.00 Uhr Tanz in zwei Zelten. Am Sonntag der obligatorische Frühschoppen. Die Boizenburger Blaskapelle spielt auf
Ab 20.00 Uhr Tanz der älteren Herrschaften.
22.00 Uhr Abschluss mit buntem Feuerwerk
Das Fest kostete die Gemeinde 6.789,61 DM, bringt jedoch 7.324,50 DM ein. (Prüfungsbericht 1996)
2002 Beginn des Umbaus des alten Pfarrhauses in ein Zentrum zur gemeinsamen Nutzung als Winterkirche und Gemeindehaus
2004 Landeserntedankfest von Mecklenburg-Vorpommern in Kirch Jesar mit ca. 15000 Besuchern. Die Orgel in der Kirche erhält zu diesem Anlass ein elektrisches Gebläse.
2012 Eine Windhose Ende Juni wütet durch das Dorf. Am stärksten betroffen sind die Theodor-Körner-Straße und Teile der Eichenallee.
2017 Die Fachwerkkirche feiert die den Bau und die Einweihung vor 300 Jahren. Die Freiwillige Feuerwehr begeht zeitgleich ihr 80 jähriges Bestehen. Die Jubiläen werden im Rahmen eines Festgottesdienstes und eines Dorffestes gefeiert.
Quellen
Friedrich Stuhr, Die Bevölkerung Meklenburgs am Ausgang des Mittelalters. Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 58 (1893), 232-278
http://www.lexikus.de/bibliothek/Mecklenburg-im-dreissigjaehrigen-Kriege